Treibhausgasneutrale Stadtverwaltung

Laut Treibhausgasbilanzierung entfallen rund zwei Prozent der Treibhausgasemissionen der Stadt Göppingen auf die Energieverbräuche der kommunalen Gebäude und Flächen, die Straßenbeleuchtung und die Abwasserentsorgung. Insbesondere in diesen Bereichen muss die Stadt Göppingen ihrer Vorbildfunktion gerecht werden. Im Folgenden wird der aktuelle Umsetzungsstand der verschiedenen Klimaschutzthemen dargestellt. Im letzten Unterpunkt stellt eine Tabelle die aktuell in Bearbeitung befindlichen Klimaschutzmaßnahmen dar.

Energie- und Immobilienmanagement

Der Wärmebedarf auf Baublockebene wurde ermittelt, um Gebiete mit hohem Handlungsbedarf zu identifizieren.

Alle städtischen Gebäude verfügen über Energieausweise. Die Stadtverwaltung Göppingen meldet nach § 18 des KlimaG BW jährlich die Energieverbräuche der städtischen Gebäude an das Land Baden-Württemberg. Zur Einsparung und effizienten Nutzung von Energie gibt es innerhalb der Stadtverwaltung eine Dienstanweisung und es werden Hausmeisterschulungen durchgenommen. 

Durch die systematische Erfassung der Energieverbräuche konnte die Stadtverwaltung die Gebäude mit den höchsten Verbräuchen identifizieren. Diese Erkenntnis floss in bauliche Tätigkeiten zur Steigerung der Energieeffizienz und zur Senkung von Treibhausgasemissionen ein: 2009-2011 erfolgte die Sanierung der Gebäudehülle der Hermann-Hesse-Realschule inklusive der Turnhalle sowie der Bodenfeld-Grundschule und 2014-2015 wurde die Gebäudehülle der Waldeckschule Jebenhausen energetisch saniert. Weitere Einzelmaßnahmen, die zu Energieeinsparungen führten, fanden an der Ursenwang-Schule, am Bezirksamt Holzheim, am Kinderhaus West, an der Mehrzweckhalle Bartenbach, an den beiden Kindergärten Bartenbach und Barbarossa, am Werner-Heisenberg-Gymnasium und an der Grundschule Holzheim statt. Die Einzelmaßnahmen und die (energetischen) Hüllflächen-Sanierungen führten bisher zur Einsparung von rund 1000 MWh pro Jahr an Wärmeenergie.

Immobilienmanagement und Ausbau erneuerbarer Energien

2004 gründete der Arbeitskreis Klima und Energie der Lokalen Agenda 21 die Sonnenstrom Göppingen GbR, die mit der Wohnbaugesellschaft Göppingen (WGG) einen Nutzungsvertrag für das Dach der Volkshochschule abschloss, wo seit 2004 Strom produziert wird. Die Anlage sollte Modellcharakter haben und Nachahmende finden, womit sie erfolgreich war: 2007 fasste der Gemeinderat einstimmig den Beschluss, durch die Stadtwerke Solaranlagen auf geeigneten Dachflächen städtischer Gebäude installieren zu lassen.

Im September 2022 legte die Stadtverwaltung dem Gemeinderat Göppingens eine Gesamtübersicht über den Stand des PV-Ausbaus sowie die weiteren Potentiale auf kommunalen Liegenschaften vor.  Dabei wurden 120 städtische Gebäude betrachtet. Auf einigen Dächern der Stadt befanden sich da bereits PV-Anlagen mit einer elektrischen Gesamtleistung von rund 360 kWp. Die erzeugte Jahresstrommenge dieser Anlagen deckte 2022 rund 10 % des Gesamtstromverbrauchs aller städtischen Gebäude ab, wobei rund 13,3 % der kommunalen Dächer mit PV-Anlagen ausgestattet waren. Ende 2023 wurden Planungen für weitere PV-Projekte im Ausschuss für Umwelt und Technik des Gemeinderats vorgestellt.

Erste Steckersolargeräte wurden 2023 am Balkon des Kindergarten Bezgenriet und auf dem Dach des Naturkindergarten Jebenhausen installiert.

Straßenbeleuchtung

2016 beschloss der Gemeinderat die Erneuerung der Straßenbeleuchtung in der Lorcher-, Ulmer- und Stuttgarter Straße sowie den Einsatz von LED-Lampen. Die LED-Ausstattung weiterer Straßen erfolgte in den Jahren 2018 und 2019. Im Jahr 2023 waren 92,27 % der Straßenbeleuchtung auf LED-Leuchten umgestellt. Insgesamt reduzierte sich der Stromverbrauch von 2004 mit rund 4.000 MWh auf rund 1.100 MWh im Jahr 2023. Auch die Lichtsignalanlagen, für welche die Stadtverwaltung Göppingen zuständig ist, sind mittlerweile zu 78 % mit LED ausgerüstet.

Mit zwei Pilotversuchen entwickelt die Stadtverwaltung die Straßenbeleuchtung weiter:

  • Seit Oktober 2021 wird in St. Gotthard eine präsenzgesteuerte Straßenbeleuchtung getestet.
  • Am Erich-Mühsam-Platz in Holzheim wird mit NightTune eine neue Leuchtentechnologie eingesetzt: In den Leuchten sind zwei mit unterschiedlichen Lichtfarben bestückte LED-Gruppen verbaut. In den Abendstunden werden beide LED-Gruppen eingeschaltet, im Verlauf der Nacht werden die weißen LEDs heruntergefahren, um die Lichtverschmutzung zu verringern. Am Morgen wird die Gruppe der weißen LEDS für eine maximale Beleuchtung wieder hochgefahren. 

Abwasserentsorgung durch die Stadtentwässerung Göppingen (SEG)

Der Eigenbetrieb Stadtentwässerung Göppingen (SEG) gibt bei der Klärgaserzeugung Co-Substrat hinzu, um die Klärgaserzeugung in den Faultürmen zu optimieren. Mit dem anfallenden Klärgas werden zwei Blockheizkraftwerke betrieben. Diese decken den Wärmebedarf des Klärwerks aktuell zu 100 % und den Strombedarf zu ca. 80 %. Die noch vorhandene, ungenutzte Wärme aus den BHKW könnte zukünftig wieder zur Klärschlammtrocknung genutzt werden, um das Gewicht des abzutransportierenden Klärschlamms und damit die Zahl der abtransportierenden LKW zu reduzieren.

2023 wurde das Forschungsprojekt „Künstliche Intelligenz für klimaneutrale Kläranlagen“ (KIkKa) begonnen, welches maschinelles Lernen einsetzt, um die Lachgasemissionen der Kläranlage zu reduzieren. 

Für die Steuerung der Regenüberlaufbecken sind Messungen notwendig. Die Regenüberlaufbecken, bei denen dies möglich ist, sollen nach und nach PV-Anlagen erhalten, um den Energiebedarf für die Steuerung der Messungen vor Ort zu decken. Bisher wurde der Prozess bei zwei Regenüberlaufbecken begonnen.

Die großen LKW der SEG können bisher nicht auf Elektromobilität umgestellt werden, aber die Dienstfahrzeuge sollen durch E-Autos ersetzt werden. Auf den Dächern des Klärwerks sind PV-Anlagen installiert. Zudem wurden die nicht mehr genutzten Klärbecken zu Biotopen umgewidmet.

In Kooperation mit den Stadtwerken und der EVF befasst sich die SEG mit der Abwasserwärmenutzung. Die SEG stellt die geeigneten Abwasserkanäle zu Verfügung, in denen die Wärmetauscher installiert und betrieben werden. Gegenwärtig werden drei Innenstadtstandorte mit der Abwasserwärme versorgt.

Beschaffung

Die Stadt Göppingen ist seit 2012 die 107. Fairtrade-Town. Daher werden auch bei Beschaffungsvorgängen Nachhaltigkeit und Klimaschutz verfolgt.

Verwaltungsinternes Mobilitätsmanagement

Das kommunale, verwaltungsinterne Mobilitätsmanagement setzt Anreize, um den Umweltverbund bestehend aus ÖPNV, Fuß- und Radverkehr zu stärken.

Abfallvermeidung

In Baden-Württemberg ist die Abfallentsorgung Aufgabe der Landkreise. Dennoch gibt es bei der Stadtverwaltung die Arbeitsgruppe „Sauberes Göppingen“, welche auf das wichtige Thema aufmerksam macht.

Maßnahmen

MASSNAHME ZIEL INDIKATOR FÜR ZIELERREICHUNG WEITERE INFORMATIONEN
Energie- und Immobilienmanagement
Sanierung Hohenstaufen-Gymnasium Treibhausgasneutraler Gebäudebestand zum nächstmöglichen Zeitpunkt Finanzielle Mittel sind bereitgestellt; Energieverbräuche der Meldungen an das Land BW verringern sich; Betriebskosten werden gesenkt; Raumqualität verbessert sich Im Ratsinformationssystem liefert Gemeinderatsdrucksache 175/2023 weitere Informationen
Sanierungsfahrplan mit einer groben Projektplanung sowie ersten allgemeinen Kosteneinschätzungen erstellen Energieverbrauch der städtischen Liegenschaften verringern Sanierungsfahrplan liegt vor Erstellung des Sanierungsfahrplans 2024-2026
Immobilienmanagement und Ausbau erneuerbarer Energien
Untersuchungen zur Statik von städtischen Liegenschaften Identifikation von geeigneten Standorten für kWp-Ausbau Anzahl geeigneter Gebäude Aktuell werden 14 Gebäude auf Eignung geprüft
PV-Ausbau und Umstrukturierung der Gesamtübersicht PV-Potentiale Erhöhung der kWp-Leistung auf städtischen Liegenschaften Zunahme der kWp-Leistung von städtischen Liegenschaften 2024: Kindergarten Villa Regenbogen; Kindergarten Holzheim; Blumhardt-Grundschule; Mörike Gymnasium Neubau Lutherstraße 5; Kinderhaus West; Ursenwangschule; Bezirksamt Bartenbach; ehemalige Waldeckschule
2025: Kindergarten Alber-Schweitzer-Schule; Kita im Freihof; Albert-Schweitzer-Schule; Hermann-Hesse-Realschule Hauptgebäude
2026: Hohenstaufen-Gymnasium
Straßenbeleuchtung
Weitere Optimierung der Straßenbeleuchtung und Lichtsignalanlagen Erhöhung der Energieeffizienz der Straßenbeleuchtung und Lichtsignalanlagen Verringerung des Energieverbrauchs  
Abwasserentsorgung durch die SEG
Bau neuer BHKW Erhöhung der Energieeffizienz Vollständige Deckung des Energiebedarfs (Strom und Wärme) der Kläranlage Im Ratsinformationssystem liefert Gemeinderatsdrucksache 043/2024 weitere Informationen
Klärschlammtrocknung (Versuchsanlage) Verringerung der Treibhausgasemissionen Weniger LKW-Fahrten zum Abtransport des Klärschlammes  
Forschungsprojekt „Künstliche Intelligenz für klimaneutrale Kläranlagen “ (KIkKa) Verringerung der Lachgasemissionen Projektergebnisse liegen vor Projektwebsite KIkKa
Beschaffung
Schulungsangebote für Mitarbeitende bez. Nachhaltiger Beschaffung Nachhaltige Beschaffung unter Berücksichtigung von öko-sozialen Kriterien Schulungen finden regelmäßig statt  
Strategieentwicklung für die nachhaltige Beschaffung und Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien Verminderung der THG-Emissionen der Informations- und Kommunikationstechnologien Umsetzbare Strategie liegt vor  
Strategieentwicklung für die Ausschreibung von nachhaltigen Bauleistungen Verminderung der THG-Emissionen der verschiedenen Bauleistungen (Hoch- und Tiefbau) Umsetzbare Strategie liegt vor  
Verwaltungsinternes Mobilitätsmanagement
Ausweitung des kommunalen, verwaltungsinternen Mobilitätsmanagements THG-Reduktion durch Vermeidung von Dienstfahrten und Nutzung von E-Mobilitätangeboten sowie des Umweltverbundes Anzahl der Dienstwagen aus dem Bereich E-Mobilität;
Anzahl der Dienst-E-Bikes;
Anzahl an Jobtickets
 
Abfall
Arbeitsgruppe „Sauberes Göppingen“ setzt Arbeit fort Verringerung des Müllaufkommens und des wilden Mülls insbesondere Verringerung der Kosten des Betriebshofs für Entsorgung des wilden Mülls